Durch das Küstenhandbuch Mecklenburg Vorpommern von Michael Brandenburg war ich bereits vorgewarnt: „Gastyachten finden in der Saison selten einen Platz.“ Doch wir haben noch Vorsaison und zudem Montag. Ich spekuliere also darauf, dass der durchschnittliche Segler gerade noch dabei ist, seinen Sommertörn zu planen.
Geläutert von reichlich Adrenalin nach einem halben Tag in engem und kurvigem Fahrwasser, laufe ich Kloster an und bin für alle Zeiten vom Unschönen der letzten Tage befreit. Zusammen mit zwei Niederländern, zwei Berliner Booten und einer 45 Fuß Bavaria aus Stralsund liege ich mitten im „söten Länneken“, dem süßen Ländchen, wie die Einheimischen auf Hiddensee diesen Teil der Insel nennen und damit bestenfalls untertreiben. Ich habe leider nur zwei Tage Zeit, für ausgedehnte Streifzüge über die Insel zu wenig. Aber es genügt um zu verstehen, warum Gerhard Hauptmann diesen Ort als Ruhestätte gewählt hat und seine letzten Jahre hier verbrachte. Vielleicht ist es gut so, denn würde ich länger bleiben, würde ich vielleicht nie wieder wegfahren wollen.
Wie Jünger eines vergangnen Kults pilgern die wenigen Touristen, die über Nacht bleiben zusammen mit den Einheimischen zum nur fünfhundert Meter entfernten Strand auf der gegenüberliegenden Seite der Insel. Ihr Ziel ist ein Eindruck, der an der deutschen Ostsee selten ist. Feuerrot und musikalisch in das unablässigen Rauschen der Restdünung vergangener Starkwindtage gebettet, sinkt die Sonne langsam in die See. Das Licht ist verbraucht, der Tag geht. Ein neuer wird folgen, mit neuem Licht, neuen Eindrücken und neuen Erlebnissen. Es wird Zeit, wieder Segel zu setzen.
Sötes Länneken
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