Dass ein steter Tropfen Steine aushöhlt, ist hinlänglich bekannt. Genauso ist es auch von Zeit zu Zeit mit Menschen, die auf den ersten Blick einen etwas steinernen Eindruck erwecken. Erst der stete Kontakt mit ihnen löst die harte Schale und fördern freundliche Zeitgenossen zutage.
Mein Tankwart ist so jemand: Die ersten Male mit meinem Handkarren und vier leeren Dieselkanistern dort auftauchte wirkte er fast belästigt von der kleinen Menge Diesel die mit meiner Kreditkarte bezahlen wollte. Dann kam ich ein weiteres mal, noch einmal und so weiter. Alle vier Tage 20 Liter Diesel. Mittlerweile werde ich schon beim Betreten der Tankstelle durch die Scheibe gegrüßt. Meist lächelt er dabei freundlich. An Morgenden wie heute, wenn ich bereits um kurz nach sechs Uhr morgens auftauche, wirkt sein Gruß aber fast mitleidig.
Knapp über drei Grad zeigte das Thermometer beim Aufstehen unter Deck an – minus sechs in finsterer Nacht waren es draußen. Die Heizung hatte also schon eine Weile ihren Dienst eingestellt. Kurzes Nachrechnen im Kopf lässt für Schuldzuweisungen keinen Platz: Fünf Liter Diesel brauche ich am Tag, zuletzt getankt hatte ich 20 Liter am Sonntag morgen, heute ist Donnerstag – Selber Schuld – wie immer.
Wieder zurück an Bord gluckert der Kraftstoff in den Tank. Unter Deck wärmt derweil schon mal der Kocher etwas die Kajüte auf und das Kaffeewasser ist auch schnell fertig. Zeit zum Frühstücken.