Den Tipp, im Spa Creek zu ankern, hatte mir Bert von der Heimkehr bereits in Charleston gegeben. Er erzählte mir von Freunden die hier drei Monate blieben. Etwas lang, wie mir im ersten Moment erschien. Doch jetzt liege ich hier, nach einer schnellen anstrengenden Reise im Norden der Chesapeake Bay.
Alle drei Tage rauscht eine Kaltfront über mich und lässt das Thermometer von 27 Grad auf beinahe einstellige Werte sinken. Weiterkommen klingt verlockend. Aber wohin?
Jean-Françoise, mit dem ich im vergangenen Winter lange in den Bahamas unterwegs war hat mich mit seiner Misty vor zwei Tagen überholt. Zugegeben, das weckte einwenig sportlichen Ehrgeiz. Er bedauerte, nicht länger als eine Nacht in Annapolis bleiben zu können, denn sein Zeitplan ist eng gestrickt. Aber voran kommt er auch nicht: Im nördlichen Teil der Bucht bremsen den schnellen Segler in diesen Tagen Baumstämme und losgerissene Schwimmstege. Das schnelle Segeln über weite Strecken bei Tag und Nacht, das wir eigentlich beide bevorzugen, ist unmöglich. Auch er will noch den Hudson hinauf und weiter bis an die kanadische Grenze auf den Lake Champlain. Dort wird zurzeit allerdings evakuiert. Denn im See misst man den höchsten Pegelstand der letzten 150 Jahre und ganze Ortschaften mussten bereits geräumt werden.
Ich bin gespannt, wann der Pegel fällt. Denn bis das Wasser über den Hudson River als einzigen Abfluss nach Süden verschwunden ist, stehen mir auf dieser Etappe über fünf Knoten Strom entgegen. Ein bisschen viel für einen 18 PS Yanmar.
Also bleibe ich noch etwas in meinem Spa Creek und ankere keine fünfzig Meter entfernt vom nächsten Dingi Dock. Mein Zuhause ist ein breiter Arm der Chesapeake Bay, in den nur ein klitzekleiner Bach mündet. Rundherum von Villen und hohen bäumen geschützt, könnte man es hier noch einige Wochen aushalten. Wenn das Wasser allerdings auch hier steigt, muss ich vielleicht etwas mehr Leine stecken.
Keine Eile dieser Tage
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