Seeklar machen in neuem Glanz

Überfluteter Parkplatz am Hafen von Annapolis, Maryland, USA
Seestiefel sind dieser Tage auch an Land gut zu gebrauchen

Annapolis – Inzwischen habe ich doch viel zu lange vor Anker gelegen. „Was lange liegt wird faul“, hatte ich einen Blogbeitrag vor Urzeiten mal genannt. Und so langsam merke ich, dass es wieder höchste Zeit wird, den Anker zu lichten. Es passt nicht zum Normadenleben, wenn man sich zu sehr an einem Ort einrichtet. Dabei hat Annapolis mit seinen alten Häusern und eindrucksvollen Villen viel zu bieten. Und der Spa Creek mit seinem traumhaften Ankerplatz ist ein idealer Platz, um einen Frontdurchgang nach dem nächsten abzuwarten. Trotzdem, es wird Zeit, langsam das Boot auf die letzte offshore Etappe vor dem Törn durch das US-Binnenland vorzubereiten.

Auch, damit ich endlich in die Werft komme. Denn inzwischen nerven die Enten, die allabendlich an dem wachsenen Bart aus Algen am Boot knabbern und mit ihren Schnäbeln dabei gegen das Boot klopfen. Viel habe ich an Paulinchen nämlich während der vergangenen Wochen nicht gearbeitet. Der Regen an Deck lud eher dazu ein, die Nase gar nicht erst aus der Kuchenbude heraus zu stecken. Die meiste Zeit saß ich am Rechner. Schließlich habe ich ja auch so eine Art Schreibtischjob hier. Der Berg unbearbeiteter Fotos ist deutlich geschrumpft, Texte sind geschrieben und die Homepage ist auch nebenbei wieder ein Stück hübscher geworden. Das Wort „fertig“ nehme ich lieber noch nicht in den Mund. Aber „Danke“ sage ich an Peter nach Hamburg, dafür, dass er immer ein passendes PHP oder CSS Fragment parat hatte, wenn es nicht weiter ging.

Mit dem neuen Layout sind auch zwei neue Funktionen auf der Seite zu finden. Hin und wieder haben mich Leser gefragt, ob sie mich direkt auf meiner Reise unterstützen können. Sei es, dass ihnen die authentischen Berichte, der zuweilen etwas unseglerische Einblick in das Leben an Bord oder auch nur Bilder und Filme gefallen haben. Die auf diese Weise bei mir ankommenden Honorare für Stunden am Rechner wollte ich nicht einfach verpuffen lassen und deshalb ein bleibendes Dankeschön zurück geben.

Seit kurzem biete ich daher einen Link an, mit es möglich ist, Seemeilen vom Törn zu „kaufen“. Wer, wo, wie viele Meilen nun sein virtuelles Eigen nennen kann, kann jeder auf der Google-Map an den roten Markern nachvollziehen. Bleibt nur zu hoffen, dass ich dieses Angebot nicht wieder einstellen muss, weil irgendwann mehr rote als blaue Marker in der Karte stehen.

Nicht komplizierter ist die Sache mit dem grün-orangefarbenen Knopf rechts auf der Startseite und oben im Blog. Der kommt über den Dienst Flattr [sprich Fläd(e)r] und das wiederum bedarf einer kurzen Erklärung. Denn ich finde die Idee dahinter wirklich gelungen und hoffe, dass sie sich ernsthaft etabliert. Wie das Seemeilen kaufen, bietet auch Flattr eine Möglichkeit, Menschen zu unterstützen, die ihre Inhalte im Internet kostenlos anbieten. Das funktioniert so: Als „Konsument“ registriert man sich einmalig unter www.flattr.com und bestimmt, welchen Betrag man für Blogs, Musiker, Fotografen, und andere kreativ Schaffende ausgeben möchte. – Damit ist der Griff in die Brieftasche auch schon erledigt.

flattr-Button auf einer Blogseite
Flattr Knopf im Koje frei bis Feuerland Blog

Was jetzt kommt, ist der Teil der Spaß macht: Wo einem beim anschließenden Surfen etwas gefällt, klickt man einfach auf den Flattr-Button der Seite. Am Ende jedes Monats wird bei Flattr im schwedischen Malmö Kassensturz gemacht und der vorher festgelegte Betrag auf alle angeklickten „Dinge“ verteilt. Bildlich: Wer zehn Euro im Monat ausgeben möchte und zwanzig Mal in einem Monat mit der Maus „bravo“ ruft, bezahlt fünfzig Cent für jeden Klick. Werden zehn Dinge angeklickt, wechseln entsprechend zehn Mal ein Euro den Besitzer. Entscheidet sich jemand für hundert klicks, war jeder Klick auf einen Knopf immerhin noch 10 Cent wert.

Ganz nebenbei wird durch das flattrn (Pardon, was für ein Wort! Erinnern Sie sich noch an Diskussionen in der Art, ob es Pizzas, Pizzen oder Pizzae heißt? Das Internet stellt von Zeit zu Zeit alles Dagewesene in den Schatten) der Ausdruck von Wertschätzung an der Arbeit eines Kreativen vom eigentlichen Bezahlsystem gelöst. Der kleine Traum vom kulturellen Sozialismus, in dem keiner draußen bleiben muss, weil er sich Mitmachen nicht leisten kann, geht in Erfüllung. Ein Klick ist ein Klick, niemand kann sehen, ob dabei am Ende 10 Cent oder 10 Euro fließen. Vor allem aber kann man entspannt durchs Netz ziehen und nach Herzenslust flattrn, ohne sich darum zu sorgen, am Ende sein Budget zu überschreiten. Einmal angemeldet ist Flattr einfach und geht schnell. Ohne lästiges Einloggen, Kreditkarten bleiben im Portemonnaie stecken, TAN-Listen unter der Schreibtischunterlage.

Flattr ist erst seit 2010 aktiv und läuft offiziell zurzeit im Beta-Stadium. Hier und da hakt noch etwas, trotzdem hat es bereits eine beachtliche Größe erreicht und wird als ernstzunehmender Ansatz für freiwilliges Bezahlen im Internet gehandelt. Den schnellen Aufstieg verdankt es dabei wohl nicht zuletzt Zugpferden wie der taz. Die Autoren der Online-Ausgabe bitten ebenfalls um Entlohnung per Klick.

Auch Koje frei bis Feuerland ist jetzt dabei. Ich freue mich, wenn auch Sie sich bei Flattr anmelden und Beiträge, die es Ihnen Wert sind auf diese Weise unterstützen. – Hier und an anderer Stelle. Für eine breit gefächerte offen zugängliche Online-Welt, ohne Schranken von Bezahlsystemen oder Webefenstern, um die Qualität dahinter zu finanzieren.


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