Nordwest Passage… sicher?

Matt ist kein auffälliger Typ. Eher so die Sorte ruhig und gemütlich. Vor knapp einem Jahr ging er mit seinem Dingi im Spa Creek vor Annapolis bei Paulinchen längsseits. Ein Plausch über die Bordkannte, wie er öfter vorkommt. Meist geht es um Wetter, Boote, Ankerplätze. – Cruiser Small Talk. Immer dabei: „woher“ und „wohin“. Ganz beiläufig erzählte er, dass etwas weiter hinten in dem Seitenarm der Chesapeake Bay sein Boot liegt. Das, so erfuhr ich, wollte der 30-jährige in einigen Monaten durch die Nordwest-Passage segeln.

Ich muss zugeben, dass ich etwas zurückhaltend reagierte. Auf meiner Reise hatte ich schon andere getroffen, die Kurs auf dieses Revier genommen hatten und auch solche, die umkehrten. In Halifax lag beispielsweise im Sommer 2010 eine Yacht aus Irland neben mir. Wobei Yacht gar nicht so die richtige Wortwahl war: Ihr Aluminiumboot glich einer Festung. Alles war doppelt verstärkt, recht kleine Fenster, dafür ragten aus dem Deck zwei Schorsteine für die Heizung. Ein Selbstbau, als Expeditionsschiff, eigens für diesen Törn entworfen und gebaut. Die Typen dazu trugen dicke Wollpullover und hatten lange Bärte und wuschelige Haare. Einen Bart hatte Matt damals auch, dazu einen gepflegten kurzhaarschnitt. Das Schiff auf das er aber zeigte, war eine Albin Vega. Das paste nicht in mein Bild und vielleicht hat er das gespürt und deshalb nicht viel von den weiteren Plänen seiner Reise erzählt. Wir plauderten über den Atlantik, über die Karibik über das Wetter…

Gestern, knapp ein Jahr später ist Matt wieder zuhause angekommen. Sein aktueller Blogbreitrag ist kurz und knapp betietelt. „Success“ steht dort zu lesen. Er hat mit seinem knapp über acht Meter langen Boot einen Rekord aufgestellt: Als erster Mensch ist er um „beide“ Amerikas gesegelt. Von Annapolis am Atlantik durch die Nordwest-Passage im Norden um Nordamerika herum in den Pazifik und ums Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikans zurück. 27.077 Seemeilen in 309 Tagen, 18 Stunden und 38 Minuten. Nonstop und Einhand. – Mir bleibt nur aus der ferne zu „Gratulieren“ und in Anerkennung nachträglich meinen virtuellen Hut zu heben. Seine Reise hat er unter www.solotheamericas.org dokumentiert.


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