Fuss, Ounce, Quart, Gallon… Man gewöhnt sich daran. Amerikanische Maße sind eben krumm. Das relativiert häufig ohnehin unwichtige Genauigkeiten. Belustigend ist das zuweilen in Kanada: Hier werden offiziell metrische Maße benutzt, allerdings schert sich niemand drum. Getränkeflaschen beinhalten desshalb 981 Milliliter, in der Pfeffermühle sind laut Aufdruck exakt 56,7 Gramm Pfeffer. Mein Favorit dieser Tage ist die „Piratenkarte“. Offiziell ist das die kanadische Seekarte Karte Nr. 2286. Meine wurde im September 1999 zuletzt aktualisiert und offiziel wurde sie inzwischen von einer neueren Version abgelöst. Aber die ist nur eine Karte wie jede andere. Die Piratenkarte aber ist meine Lieblingskarte vom North Channel. Sie wirkt, wie vor hundert Jahren mit der Feder gezeichnet. Keine Höhenlinien oder allzu technisch anmutenden Markierungen. Statdessen feine Striche, geschwungene Linien und ausgemalte Umrisse der Berge, Steilküsten und Inseln. Warum dürfen Seekarten heute eigentlich nicht mehr schön sein? Am Rand findet sich ein Maßstab für Seemeilen, Kabellängen, Landmeilen, Meter und natürlich auch amerikansiche Fuß. Die Tiefen sind in Faden angegeben und stehen in geschwungenen kursiven Zahlen abgedruckt auf weißem oder grauem Hintergrund. Die Piratenkarte ist nicht ganz einfach zu „bedienen“. Einwenig Vorsicht und ein gelegentlicher blick in die neuere Version ist wohl auch angebracht: „No Projection listed. – Unknown Chart Datum“, steht am Rand. Und eine Notiz erklärt: Referenzmessungen hätten ergeben, dass man 4,7 Fuß – also 1,4 Meter, oder fast einen Faden – von den Tiefen abziehen soll, damit sie mit dem aktuellen Great Lakes Kartendatum von 577,5 Fuß zusammen passt. Immer wieder aber fasziniert die vor allem Wahl des Maßstabes der Karte: Wie kam man darauf, sie in 1:90.381 zu zeichnen?
Natural Scale
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