Wolkenwettrennen

Paulinchen bockt um ihre Ankertrossen, als waere ihr der Wetterbericht nicht ganz geheuer. Fest eingebunden zwischen zwei gegensaetzlich ausgebrachten Ankern braucht sie nicht viel Raum, hat sie auch nicht. Das aber ist Absicht. Denn die Vorhersagen sind etwas detaillierter geworden. Das NOAA-Wetter-Angst-Radio ueberschlaegt sich wieder mit lebensbedrohlichen Meldungen: Possible tornados, life threatning rip-currents, intense thunderstorms, wind gusts of up to 60 knots. – Ich sitze in meiner Flussmuendung und schaue in den Himmel. Dort rennen Wolken bereits um die Wette nach norden, deutlich ist die gut zwei Meilen entfernte Brandung des Golfs von Mexiko zu hoeren. 20 Knoten Wind. Die Baeume mich herum geben guten Schutz, Wellenhoehe hier keine zehn Zentimeter. Dafuer habe ich bei Ebbe keinen halben Meter Wasser unterm Kiel. Schlimmstenfalls drueckt der Wind kommende Nacht, wenn er nach der Front auf Nordwesten dreht, so viel Wasser aus der Bucht, dass mein Kiel im Schlamm steckt ein grandioser Anker! Und dennoch ist da dieses Unwohle: Alles getan zu haben, um das Wetter auszusitzen. Aber wie Wister es sagte: „An Tornados kann man sich nicht gewoehnen. Eben noch schaust Du in einen sonnigen Himmel, dann bist Du tot.“ Worauf man sich verlassen muss, ist Statistik. Denn der Sueden der USA ist gross. Das beruhigt. Drei oder vier Tornados werden sich auf dieses Gebiet verteilen. Aber ich bin auf meinem winzigen Boot auch nicht sicher, als vor dem Millionen-Lottogewinn, auf den ich immer Mal wieder hoffe. Und so bleibt das weiche Gefuehl in den Knien, wenn der Wind zulegt, die Richtung aendert und das Grollen eines Gewitters heranrollt.


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