Auf Reisen lernt man bekanntlich vieles. – Neben anderen Kulturen erfährt man dabei vor allem einiges über sich selbst und sein Leben. Die ersten Lektionen dieser Art hält die Vorbereitung eines Langtörns schon an Land bereit. Allen voran: „Was Du anfasst geht etwas langsamer als Du denkst.“
Sparkman & Stephens, mögen als Yacht-Konstrukteure echte Ikonen sein und haben mit der IW 31 ein handlich zu segelndes und schnelles Boot gezeichnet. Zaubern konnten sie aber nicht. Denn schlanke Linien gehen zu Lasten der Zugänglichkeit einiger Bereiche. Und die Seeventile liegen leider genau da. Im Februar sollten sie getauscht werden, Mitte März sind sie immerhin demontiert.
Im engen Bauch des Bootes, unterm Cockpit und in den Backskisten ist für einen 1,90 Meter Menschen schlicht zu wenig Platz für schnelles Arbeiten. Und so wurde der Umbau, verbunden mit einer Reihe blauer Flecken, von einer weiteren kleinen Lektion begleitet: Wenn Muttern nicht mit WD-40, Heißluftpistole und allerlei roher Kraft zu lösen sind, dann muss es früher oder später die Flex tun. Nächstes Mal wird das „früher“ sein.
Route 2009
Die Idee, das Boot noch im kalendarischen Winter nach Hamburg zu holen, hatte sich damit erledigt und wenn alles fertig ist, wird der Sommertörn direkt von der Schlei aus starten. Damit der Rest des Jahres im groben Plan weitgehend erhalten bleibt, geht es von Kappeln aus also direkt nach Travemünde zum Ausgangspunkt des „kleinen Meck-Pom-Törns“. Zwischen Wismar und der polnischen Grenze klappere ich Hafen für Hafen ab und freue mich auf viele spannende Treffen, Hafengeschichten und jede menge Stegplauderei an „Deutschlands langer Ostseeküste“. Anderthalb Monate habe ich dafür zeit, bevor es aus dem Greifswalder Bodden über Bornholm nordwärts nach Stockholm und zu den Finnischen Aalands geht.
Ab August folgt dann der Rückweg: Von Helsinki über Estland, Lettland, Polen und weiter in den dänischen Limfjord. Die langen Schläge mit kurzen Stopps lassen Gedanken an Meilenfressen aufkommen, obwohl das Revier eigentlich ein viel geruhsameres Buchtenbummeln verdient. Aber genau so soll es in diesem Sommer sein: Immerhin ist dieser Törn auch ein kleiner Test für die Ausrüstung und nicht zuletzt will ich auch mich damit noch etwas auf die Probe stellen: Wie lebt es sich auf dem Boot nach einigen Tagen auf See, wie komme ich mit Proviant, Wasser, wenig Schlaf und vor allem der Segelbedienung zurecht und welche Verbesserungen sind noch nötig um darauf im Sommer und im Winter zu wohnen?
Nebenbei gilt es aber auch unterwegs Neues zu entdecken. Die Küste zwischen Tallin und Danzig hab ich bisher noch nie besucht und ich bin sehr gespannt auf dieses Revier. Auch, wenn der „Wilde Osten“ sicher längst geschichte ist, wie mir beim stöbern im „Törnführer Baltikum und Südküste Finnland“ klar wird. Schon im Vorwort der 2006 gedruckten Auflage verkündet Autor Jörn Heinrich: „Yachthäfen werden modernisiert, neue Marinas entstehen nach skandinavischem Vorbild“. Es dürfte also interessant sein, wie sehr sich der Einfluss des Segelparadieses Ostseeschären, das von vielen Skippern als das schönste Revier der Welt bezeichnet wird, über das Baltikum verbreitet hat und welche Abstriche dabei in den Häfen bei der ureigenen Landeskultur gemacht werden mussten.
Aber noch ist Paulinchen löchrig wie ein Schweizer Käse. Zwischen Fingerdick und Faustgroß sind die Öffnungen für die neuen Seeventile. Die werden jetzt nach und nach in den nächsten Wochen wieder eingesetzt, abgedichtet und angeschlossen.
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