Wow… so verfliegen Tage. Eben noch saß ich bei 25 Grad in kurzen Hosen auf Ruhnu, dann war ich in Karlskrona und nun liege ich schon die dritte Woche im Limfjord und schaue zu, wie die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Den letzten Warnschuss für Faulenzer unter Segeln bescherte mir heute morgen der Blick aus dem Niedergang: Dicke Tau-Tropfen und eine Handvoll bräunlicher Blätter. – Keine Frage, es wird Zeit, mich auf den Weg nach Hamburg zu machen. Dabei hatte ich mich gerade etwas an die Lethargie der letzten Zeit gewöhnt. Leben in den Tag hinein, Urlaub vom Reisen.
Hafentage sind auch Tage zum Nachdenken. Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob ich das geplante Abenteuer wirklich so umsetzen kann und will. Pläne am Schreibtisch zu entwerfen ist eine Sache, steht man dann jedoch ihrer Realisierung gegenüber, muss man Abstriche in Kauf nehmen. Die vergangenen Monate mit Paulinchen haben viel Vertrauen in das Boot geweckt, aber eben auch Schwächen zutage geführt. Neben Schwächen, die durch bessere Ausrüstung behoben werden können, auch Schwächen, die in meinen Fähigkeiten liegen und nur durch mehr Erfahrung beseitigt werden können. Doch wo sonst soll man die Erfahrungen sammeln, als auf dem Wasser. Also bleibt nur, die ernüchternden Momente gegen die schönen Eindrücke aufzuwiegen. So werden aus Hindernissen Herausforderungen. Doch eine Lehre aus den vergangenen Monaten ist schon gezogen: “Langsamer”.
Die grobe Route für die nächsten Jahre bleibt zwar wie sie ist, Doch wann ich wo bin, welchen zeitlichen Rahmen ich dafür setze, wage ich kaum noch zu sagen. Seit Rügen habe ich jetzt 2029 Seemeilen auf dem Log und bin etwas über drei Wochen im Verzug. Etwa 200 Meilen habe ich die Ostseeroute dafür abgekürzt. Wer will, kann das nun gern auf die ursprünglich am Schreibtisch geplanten sechs Jahre und 50.000 Seemeilen hochrechnen. Segeln nach Terminen macht einfach keinen Sinn.
Andererseits schrumpfen die Distanzen. Hätte ich vor einem Jahr noch für den Törn vom Limfjord nach Hamburg als minimum anderthalb Wochen angesetzt, erscheinen mir heute vier Tage als vollkommen ausreichend. Jedenfalls, wenn das Wetter stimmt. Und das ist derzeit so gar nicht der Fall. Noch immer wechseln sich Sturm und Flaute ab. Drei Tage Starkwind, einen Tag Flaute. Ich kann wählen zwischen Nordwest sechs, Südwest sieben und Südost eins. Alles ist für einen Törn über die Nordsee nicht wünschenswert. Am wenigsten in alter Dünung unter Motor 200 Meilen bei Flaute zu schippern. Noch habe ich etwas Zeit herumzulungern. Wenn es bis Mitte nächster Woche keine Besserung gibt, bleibt mir aber nur der Rückweg ins Kattegatt und durch den Nord-Ostsee-Kanal in die Elbe.
Bis dahin sitze ich viel unterm sturmgebeutelten Rigg und bereite mich für den Besuch in Hamburg vor. Paulinchen wird am Mitte Oktober aus dem Wasser in die Halle kommen. Das ist der nächste Termin, den ich einhalten muss. Dann stehen Boot und Skipper eine Woche lang auf der Hanseboot. (24.10.- 1.11.2009) am Stand von segeln (Halle B6, Stand 291), erzählen von ihrem Törn und freuen sich auf neue und alte Bekannte.
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