Kratzen, knirschen und hier und da ein leises Knacken. Irgendwie romantisch und bedrohlich zugleich schieben sich an Paulinchens Rumpf im Takt der kommenden Flut und der gehenden Ebbe kleine und große Eisschollen vorbei. Mein erstes Weihnachten auf Paulinchen. Der Milchreis steht zum Abkühlen im Cockpit, der Grünkohl köchelt noch ein wenig im Topf vor sich hin, der Mann im CD-Player liest „Nachtzug nach Lissabon“ vor. In meiner Adventsecke haben noch einige Geschenke Platz genommen und es ist Bescherung an Bord.
Für die Feiertage, und hier muss ich gleich den im aktuellen segeln zu lesenden Artikel „Weihnachten an Bord“ korrigieren, hat es nicht mehr bis nach Helgoland gereicht. Der Wille war da, die Zeit hätte gereicht, der Mut stand ein wenig auf der Kippe und festgefrorene Schoten und Fallen gaben den Ausschlag. Bei 15 Zentimeter Schnee an Deck und nächtlichen Temperaturen um -10 Grad ist Segeln nicht mehr Hobby sondern Herausforderung. Das wäre zwar irgendwie schon nach meinem Geschmack, aber trotzdem hat die Vernunft gesiegt. Also bleiben Paulinchen und ihr Skipper in Hamburg und proben ein Überwintern, das so gar nicht geplant ist.
Zur Erinnerung: Die letzten beiden Jahre hatten wir hier in der Hansestadt an Heiligabend so um die zwölf Grad gemessen. Heute sind es immerhin tagsüber knapp um Null gewesen. Das allerdings hat auch seine Vorzüge: Erfahrungen mit der Heizung und dem Ölzeug. Die Jacke bekommt auf jeden Fall das Prädikat „Warm bei -5 Grad“. Mit ihrem hohen Kragen hat sie sich zudem zwischen all den hanseatisch schicken schwarzen Winterjacken hier schon so etwas wie ein Markenzeichen erarbeitet. Jedenfalls grüßen mich morgens immer mehr Leute, wenn ich mit meinem Bollerwagen den zehn Minuten Fußweg zur nächsten Tankstelle antrete.
Denn die Heizung bringt es mittlerweile selbst in der „Eco“-Stufe auf rund vier bis fünf Liter am Tag. Unter Deck sorgt sie dennoch für gemütliche 19 Grad und so sehe ich noch keinen Grund die Heizung höher zu stellen. Ärger gab es seit dem Fiasko mit der falsch montierten Pumpe nur noch ein Mal. Allerdings muss ich den wohl mir zuschreiben: Nicht nur zwei Kanister Diesel kaufen und ins Cockpit stellen, sondern auch den Diesel in den Tank kippen… Abgesehen davon pustet die Webasto nun seit Wochen unermüdlich warme Luft ins Boot.
Auch heute, wo die Wärme aus dem Spirituskocher das Gebläse allerdings fast verstummen lässt. Apropos Kocher: Zeit den Grünkohl umzurühren….
Schöne Weihnachten!
Kommentare
4 Antworten zu „Weihnachtsgrüße aus dem Eis“
waere interessant, ob man (segelbegeistert aber keine Hochsee Erfahrung) bei Dir streckenweise mitfahren kann lg Haymo
Das geht schon. Natürlich wüsste ich aber schon gern etwas mehr von Dir. Schick mir doch einfach eine Mail.
Hallo, lese Deinen Blog einfach gerne. Viel Erfolg weiterhin! LG Ted
Moin mein Lieber,
hier ist mal wieder dein „ich hab den Bugkorb schön“ Kollege aus Maasholm. Sitze im warmen Büro und beneide dich nicht so doll. Habe vor Schreck die „Segeln“ abonniert und freue mich auf die nächste Saison. Liebe Grüße,
Jan