Fischeeihafen in Cascais an Portugals Atlantikküste bei Lissabon.

Das gute Benehmen

Flaggen der Ostseeanrainer unter Paulinchens Saling nach der Ostseerunde 2009
Nur weil wir in der EU von Einreisebestimmungen weitgehend verschont sind, gilt das nicht überall auf der Welt für uns.

Regeln sind nicht immer fair für jeden. Einreisebestimmungen sind da ein Paradebeispiel. Und manchmal ist die Ansteuerung fremder Küsten sogar von Regeln begleitet, die es nicht einfach machen überhaupt ein Land zu erreichen.

Als „Cruiser“ lese ich immer wieder Berichte, in denen beschrieben wird, wie unmöglich die Bedingungen in vielen Teilen der Welt sind. Wie unzivilisiert man uns Europäern auf der anderen Seite dieses Planeten begenet, wo man Gebüren verlangt, oder Strafen für das Nichtbeachten lokaler Gesetze verhängt, die Aufenthaltsdauer begrenzt oder Vorschriften für die Route ins Land macht. Und das, wo wir es doch gewohnt sind, normalerweise nicht einmal dem eigenen Zoll Rechenschaft über unsere Reiseroute, Crew und den Inhalt unserer Schapps und Schränke abzuliefern. Und Hand aufs Herz: Wer hat einen Zollstander an Bord oder weiß zumindest, wie der aussieht. – Und nein, das gelbe Q ist nicht gemeint.

Ganz so unkompliziert ist das mit der EU nämlich auch nicht: Wir sind nur nicht daran gewöhnt uns an die Regeln zu halten und man sieht es uns freundlicherweise nach. Wer sich aber nicht auf einen der stetig mehr werdenden Sterne auf der EU-Flagge berufen kann, hat es mit „uns“ auch nicht immer einfach. Über den Atlantik mit eigenem Boot zu den Aalands zu segeln ist theoretisch irgendwo zwischen unmöglich und reichlich stressig. Streng genommen bleiben drei Monate ab dem ersten EU-Einreisestempel in Frankreich oder England für die Strecke durch Deutschlands Kiel-Kanal, Dänemarks Süden, Schwedens Ostschären zu den finnischen Aaland Inseln und zurück. Gerade zurück muss es dann schnell gehen. „Nicht-EU“ gibt es außer in Russland erst wieder in Marokko, auf Bermuda oder in Kanada.

Ein Weg das zu umgehen wäre gar nicht erst einzuklarieren. Mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der wir halbwegs illegal von Gedser nach Warnemünde über die Außengrenzen der EU schippern, sollten auch alle anderen Nationen ohne Stempel im Pass weit hinein segeln können und anhalten, wo sie möchten.

Denn das halten wir für den Normalfall. Anderenfalls kann ich nicht verstehen, wieso es so viele Berichte in Foren und auf Webseiten im Internet gibt, die davor warnen beispielsweise auf Fiji einen Landfall vorzunehmen und zu ankern, bevor man offiziell einklariert hat. Das ist fast nirgendwo erlaubt. – Übrigens auch nicht hinterm Pagensand in der Elbe und nur von Helgoland kommend.

Es ist also nicht der Normalfall. Und wir erwarten von anderen, sich an unsere Regeln zu halten. Eine Yacht aus Fiji hat an der Atlantikküste den ersten Landfall in einem Zollhafen der EU vorzunehmen. Und auf dem Weg zu den Aalands zwischendurch die Crew nun mal per Flugzeug für einige Tage aus der EU heraus zu schaffen, um sich an die Regeln zu halten. Und bis wir das nicht ändern, sollten auch wir die Regeln anderer einfach zu akzeptieren beginnen.


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