Chicago – Das „Ende“ der Great Lakes ist erreicht. Von hier aus geht nur noch etwa acht Meilen weiter nach Süden, um den Mast zu legen und das Boot für die Flussfahrt vorzubereiten. Die wird vermutlich auch wieder etwas mehr Abenteuer als ursprünglich geplant: Nach einem trockenen Winter und einer langen Dürre während des Sommers herrscht entlang aller Flüsse auf dem Weg zum Golf von Mexiko Niedrigwasser.
Aber das sind Sorgen von morgen und es ist wichtig, sich auf einer langen Reise wie dieser einen „Sorgenhorizont“ zu setzen und heute sind andere Dinge wichtig: Kinga wird von hier aus wieder nach Hause fliegen und nach drei Wochen zu zweit auf Paulinchen mischt sich ein bisschen Wehmut in die Freude, hier angekommen zu sein.
Das Etappenziel Chicago ist dennoch Grund zum Feiern. Den Abschluss von fast 1200 Seemeilen Great Lakes allein in diesem Jahr. Die Stadt ist Höhepunkt nach Wochen im teilweise einsamen North Channel und Moloch nach den kleinen beschaulichen Städtchen im oberen Teil von Michigan.
Dazu herrscht auf dieser Seite des Lake Michigan wieder mehr kontinentales Klima. An Lake Huron, im North Channel und entlang des Lake Michigan wehte der Südwestwind immer über offenes Wasser und hatte Zeit, sich abzukühlen. Jetzt aber legt sich die feuchte und warme Luft des Mittleren Westens wie eine verschwitzt klebrige Kunstfaserdecke über uns. Nur am Nachmittag sorgt eine leichte Seebrise für etwas Erfrischung.
Aber wir liegen unter der Skyline von Chicago an einer Boje. Jedes Mal, wenn das Wassertaxi andere Crews zu ihren Booten bringt, zeigt ein Finger auf uns und wenn wir selbst an Bord steigen um an Land zu kommen ist die erste Frage stets: „Did you realy took your boat all the way from Germany?“
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