Abschiedsstimmung

31 49.349N 088 10.803W Meile 123, Okapuppa Creek, Alabama. – Ich fordere mich zum Bummeln auf. Nur noch 123 Meilen Fluss trennen mich von der Golfküste, drei Stunden dauert die Fahrt bis zur letzten Schleuse der Binnenwasserstraßen. Mit der neuen Dieslpumpe läuft Paulinchen wieder wie gewohnt fünf Knoten, ein weiterer schiebt als Stömung. Wenn ich mein Tempo beibehalte, bin ich in zwei oder drei Tagen in Mobile. Das würde bedeuten, die Zeit bis zum Aufpallen und Einwintern in der Marina zu vertrödeln. Trödeln kann ich auch hier. Zwischen gespenstisch überwucherten Bäumen in diesem Seitenarm des Tombigbee beispielsweise. Es gehört etwas Mut dazu, ein Kielboot in das flache Wasser am Ufer zu fahren. Doch nachdem der Motor gestoppt ist und das Boot mit Bug- und Heckanker in der Flussmündung „steckt“, ist der Lohn beeindruckende Stille. Stille, wie sie nur die Natur erzeugen kann. Das Platschen eines springenden Fisches, die Rufe von mir mehr und mehr unbekannten Vögeln und das Zirpen tausender Grillen, es ist eine laute Stille, in der man sogar bei Selbstgesprächen flüstert, um sie nicht zu stören. Das einzige Zeichen von Zivilisation hier ist das Rauschen eines Lüfters unter Deck. Der ist mit der Rückkehr des Spätsommers nötig geworden. Heute Mittag kletterte das Thermometer auf 26 Grad, während ich den 32. Breitengrad Richtung Süden passiert habe. Spanien, Madeira, selbst das marrokanische Casablanca liegen von hier aus gesehen bereits im Norden. ****


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