IncaSailTrail

Es gab Mal einen Plan für sechs Jahre. Der sollte mich auf eine weite Reise und anschließend einfach wieder in den Hamburger Hafen führen. Was danach käme, war nicht sicher, und wie es bis dahin laufen würde, musste man ebenfalls eher als geraten als geplant beschreiben. Aber damals war das Loskommen eben wichtiger als das Ankommen.

Inzwischen ist mehr als die Hälfte meiner ursprünglichen Reisezeit vergangen und Anspruch und Wirklichkeit haben sich ganz anders zusammengetan, als ich damals dachte. Was geblieben ist: Ankommen bleibt unwichtig und inzwischen stellt sich auch immer mehr die Frage, wo das sein sollte.

Maßgeblich für das voranschreiten meiner Reise ist heute, die verschiedenen Reviere der Welt zu ihren jeweils besten Jahreszeiten zu erreichen. Das hatte ich anfangs allerdings falsch interpretiert und war in Eile, über den Atlantik im Frühsommer gesegelt, um nicht zu spät im Jahr die Great Lakes zu erreichen und noch vor der sommerlichen Hurrikansaison durch die Karibik zu kommen. Ein Jahr sollte das dauern. Drei Jahre hat es gedauert. Ich habe in Kanada überwintert und verbringe ich die Hurrikanzeit gerade in Florida. Eile passt einfach nicht zu der angeblich entspanntesten Lebensphilosophie der Welt.

Die großen Weltumseglerpläne sind aber längst von ihren Etappen verdrängt worden. Die führen zum jeweils nächsten spannenden Ziel und erst dort entscheidet sich die kommende Route. Irgendwann bildet sich daraus vielleicht einmal ein Ganzes. Eventuell führt das dann um die Welt, vielleicht auch nicht. Es gibt noch immer einen „Masterplan“, der ferne Küsten beschreibt. Er ist mehr eine Orientierung für die Himmelsrichtung, nicht für feste Ziele.

Incatrail und Segelroute entlang der südamerikansichen Pazifikküste nach Patagonien bileden den IncaSailTrail
Karibik, südamerikas Pazifikküste und nicht zuletzt Wandern auf dem Incatrail.

Beim Plausch im Hafen irritiert das offenkundige Fehlen so eines Planes gelegentlich mein Gegenüber, wenn ich gefragt werde: „Wann geht es wieder nach Hause?“ Ich antworte dann mit Sätzen, wie „Das habe ich dabei.“ und hebe einwenig verlegen meine Schultern.

So eine neue Etappe beginnt im Oktober, wenn die Regenzeit mit ihren tropischen stürmen langsam zu Ende geht. Eigentlich hätte sie bereits im vergangenen Frühling starten sollen, aber eine Pause an Bord war nötig, um den Spaß am Reisen nicht zu verlieren. Als nächstes wird nun aber Nordamerika im Kielwasser verschwinden und geographisch führt der Kurs dann endlich an die Küsten Mittel- und Südamerikas.

„InkaSailTrail“ haben wir diesen Abschnitt genannt. Und wir werden dort neue Eindrücke nicht nur an den Küsten, sondern auch auf Reisen zu den Wurzeln der südamerikanischen Kultur gewinnen. Nicht nur Klima, Landessprache und Kultur werden sichauf dieser Etappe ändern. Wenn ich „wir“ schreibe, dann, weil Fort Myers Beach vorerst das Ende meines Einhandtörns markiert. Denn ab hier wird meine Freundin mich für eine Weile an Bord begleiten.

Gemeinsam segeln wir entlang der karibischen Küste Mittelamerikas nach Panama, durchqueren den Panamakanal und folgen der Pazifikküste nach Süden. Unterwegs werden wir immer wieder stoppen und ausgedehntere Landausflüge unternehmen.

Ziel dieses Abschnitts ist im Sommer Patagonien zu erreichen. Und wer jetzt fragt: „In welchem Sommer“, darf ruhig noch einmal oben zu lesen anfangen.


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