Zum letzten Mal kam ich im Herbst 2009 in die Kieler Förde gesegelt. Hinter mir lag einer der typischen Schläge des ersten Jahres meiner Weltreise. Lange Etappen gehören zu meinen liebsten Segeltörns und an die ersten mehrtägigen Schläge erinnere ich mich besonders gern:
Am Vormittag lief ich aus Thisted am dänischen Limfjord aus und kam gerade noch rechtzeitig zur letzten Brückenöffnung durch Aalborg. Um mich herum erwachten langsam die Flutlichtanlagen des Hafens zu ihrem nächtlichen Dienst.
Dem Fahrwasser auch in Dunkelheit zu folgen, stellte keine besondere Herausforderung dar, im Gegenteil: Nachts segle ich am liebsten, wenn es durch Hafenanlagen oder Flüsse mit viel Industrie am Ufer geht. Um diese Zeit wirken diese Orte auf mich beruhigend. Die Dynamik eines energiereichen Warenumschlagplatzes strahlt wie die Kraft eines schlafenden Riesen auf mich. Am liebsten gleite ich zwischen blinkenden Bojen und Kaimauern dann mit leichter Briese in den Segeln ganz geräuschlos vorbei.
Der kleine Hafen von Hals am Ende des Fjordes bot die letzte Chance für einen Stopp, inzwischen war es tiefe Nacht und ich ließ ihn an Backbord passieren, den Richtfeuern hinaus ins schwarze Kattegat folgend.
Dort endete die Geruhsamkeit des Flusslaufes. Paulinchen kam ins Rollen, einige Töpfe schepperten auf dem Weg zu einem festeren Halt im Schapp und dem Ersten folgte bald das zweite Reff im groß.
Vor mir lag ein schneller Törn in Richtung Süden durch den frühen Oktober. In den folgenden zwei Tagen segelte ich an dänischen Inseln, Fischkuttern, Fähren und anderen Segelbooten vorbei. Kattegatsegeln, das wusste ich damals noch nicht, ist dabei ganz anders als Atlantiksegeln, es fordert viel mehr Aufmerksamkeit und hält die Sinne wacher. Vor allem bei Nacht, wenn man ständig auf Ausschau nach den weißen und grünen Lichtern der Schleppnetzfischer ist. Das Segeln aber ist auch ähnlich: Über gut 200 Meilen blieben die Segel bis kurz vor Kiel im zweiten Reff wie angenagelt an Backbord stehen.
Mein letzter Tag auf der Ostsee begann in herbstlichem Grau. Ich passierte den Leuchtturm Kiel in leichtem Regen, sah das Marinedenkmal Laboe vorbeiziehen und lief im werdenden dritten Tag der Reise in Deutschland ein. Das Abenteuer Rund Ostsee 2009 war damit „Fertig“.
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