Einer der ersten Gedanken zum Segeln Richtung Polarkreis sind lange Abende. Strenggenommen sind es nie endende Abende.
Die Entscheidung, die Fahrt nach Brønnøysund um einen Zwischenstopp zu verkürzen und einfach die Nacht hindurch zu fahren, fällt einige Meilen vor der Norwegischen Küste. Zu verlockend ist dieser Tag mit seiner idealen Segelbriese von knapp vier Windstärken.
Roland von Bremen segelt zum ersten Mal auf diesem Törn quicklebendig unter Vollzeug Richtung Norden. Wir lassen ihn laufen. Ich spiele mit groß und Fockschoten, und stelle amüsant fest: „Wäre da nicht das Setzen und Bergen der riesigen Segel, könnte man dieses achtzehn Meter lange Schiff prima Einhand fahren.
Am Abend erreichen wir Rørvik und folgen den Fjorden immer dichter unter Land kommend. Segler sind noch selten um diese Zeit, klassische und hübsche Segelschiffe Erstrecht. Eine aufkommende Schnellfähre hupt kurz während sie mit 28 Knoten an uns vorbei jagt. Ebenso die Seenotretter auf Patrouillenfahrt und selbst die berühmte „Lofoten“, das letzte klassische Postsschiff der Hurtigruten pfeift uns drei kurze Töne entgegen, während uns beim Vorbeifahren von Deck aus zugewunken wird.
Zu letzt, gegen halb eins nachts, gehen sogar für einen kurzen Augenblick noch die Leuchtfeuer an. Nicht, dass wir sie brauchen würden. Zwar sinkt die Sonne noch knapp unter den Horizont, dunkel wird aber schon seit Tagen nicht mehr.
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