In der aktuellen Ausgabe von segeln schreibe ich aber erst einmal über geruhsames Einhand-Nachtsegeln. Schlaf gibt es da so gut wie keinen. Wer aber mit Crew auf Reisen geht, muss sich vorher Gedanken darüber machen, wie man seine Mannschaft Kräfteschonend über den Tag und vor allem die Nacht verteilt. Damit auch auf längeren Fahrten die Stimmung an Bord gut bleibt, hilft ein Wachplan, Systematik in den Tagesablauf zu bringen. Ergänzend zu meinem Nachtsegel-Artikel in „segeln 10/2015″ habe ich darum einige Modelle für Crewpläne zusammengestellt.
Klassische Steuerbord- und Backbord-Wache bei großer Crew
Die traditionelle Wacheinteilung der Segelschiffen lohnt sich nur bei entsprechend großen Crews ab sechs Personen. Dabei wird die verfügbare Mannschaft kurzerhand in zwei Gruppen geteilt, die sich im immer gleichen Takt alle vier Stunden ablösen.
von | bis | |
0 | 4 | Wache 1 |
4 | 8 | Wache 2 |
8 | 12 | Wache 1 |
12 | 16 | Wache 2 |
16 | 20 | Wache 1 |
20 | 0 | Wache 2 |
Der Nachteil: Wem einmal das Los der Hundewache zufällt, behält es für den Rest der ganzen Reise. Darum wird der Rhythmus auf vielen Schiffen mit einer „Zwischenwache“ von Zeit zu Zeit gewechselt.
0 | 4 | Wache 1 |
4 | 8 | Wache 2 |
8 | 12 | Wache 1 |
12 | 16 | Wache 2 |
16 | 20 | Wache 1 |
20 | 0 | Wache 2 |
0 | 4 | Wache 1 |
4 | 8 | Wache 2 |
8 | 12 | Wache 1 |
12 | 14 | Wache 2 |
14 | 16 | Wache 1 |
16 | 20 | Wache 2 |
20 | 0 | Wache 1 |
0 | 4 | Wache 2 |
4 | 8 | Wache 1 |
8 | 12 | Wache 2 |
12 | 14 | Wache 2 |
14 | 16 | Wache 1 |
16 | 20 | Wache 2 |
20 | 0 | Wache 1 |
So ein Wechsel ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Gerade auf wirklich langen Törns über Ozeane stellt ein zu häufiges Wechseln leicht eine größere Belastung dar, als das beibehalten des Arbeitstaktes und sollte nicht öfter als alle drei oder vier Tage passieren.
Mit gutem Willen: kein Wachplan
Eine so strikte Wacheinteilung ist auf kleinen Yachten aber unüblich. Steuern übernimmt heute der Autopilot oder die Windsteueranlage und es reicht ein Wachgänger, der hin und wieder den Blick über den Horizont streifen lässt. Bei Bedarf ruft er jemanden aus der Freiwache für Segelmanöver hinzu.
Auf den meisten Langfahrtyachten mit Zweier-Crews, die mir im Laufe meiner Reisen bisher begegnet sind, wird zudem eine Art „Goodwill“-Wachplan gefahren. Tagsüber spricht man sich ab und immer ist jemand an Deck. Eine feste Einteilung in Stunden gibt es nicht. Stattdessen: „Ich leg mich mal eine Stunde hin, über nimm du mal bitte“ …
Nach dem Abendessen wird dann abgesprochen, wer die erste Wache übernimmt und wer als erstes schlafen geht. Dann übernimmt jeder für mindestens drei Stunden. Wer danach noch nicht müde ist, hängt nach gutem Willen noch eine oder zwei Stunden dran und lässt den anderen dementsprechend etwas länger Schlafen.
Auf Paulinchen hat sich der Godwill-Wachplan besser als eine starre Einteilung bewährt.
Wichtig ist dabei, dass man seinen Mitseglern deutlich macht, dass sie sich nicht aus Freundlichkeit gleich in der ersten Nacht verausgaben und bis zum Morgen durchmachen. Wer nach seinen vier Stunden schlafen möchte, kann den anderen jederzeit wecken. Anderenfalls entsteht schnell ein Ungeleichgewicht und es fehlt der Schlaf für den kommenden Tag und die nächste Nacht auf See.
Wer trotzdem lieber einen festen Plan aufstellen möchte, ist bei Zweiercrews am Besten mit kurzen Nachtschichten á drei Stunden bedient. Anstehende Segelmanöver sollten dann auf die Übergangsphasen gelegt werden, wenn eh beide wach sind.
Auch bei größeren Crews sollten Wenden, Halsen und Reffmanöver bei denen die schlafende Crew vermutlich aufwachen wird, ebenfalls zu den Wachwechseln geplant werden.
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